Nepals handgefertigte Teppichindustrie
Die Tradition des handgefertigten Teppichknüpfens in Nepal begann in den frühen 1960er Jahren, als tibetische Flüchtlinge in kleinen Werkstätten innerhalb von Flüchtlingslagern arbeiteten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ein zentralisiertes System in Kathmandu ermöglichte es dem Land, zu einem Vorreiter der modernen Teppichindustrie zu werden, und die Teppichproduktion entwickelte sich zu einer der tragenden Säulen der nationalen Wirtschaft.
Allerdings brachten Jahre politischer Unruhen, einschließlich eines Bürgerkriegs, und die daraus resultierende wirtschaftliche Instabilität diese einst florierende Industrie aus dem Gleichgewicht. Die Produktion verlagerte sich von großen, gut organisierten Fertigungsanlagen hin zu zahlreichen kleineren, weniger sichtbaren Werkstätten. Diese Veränderung hatte negative Auswirkungen auf alle Beteiligten: Die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich, die Löhne wurden unsicher, Kinderbetreuungsstätten mussten schließen, und die Produktion sowie die Distribution wurden gestört.
Heute ist die Teppichindustrie Nepals deutlich kleiner als früher, doch das Land hat seine Stellung als Weltmarktführer für hochwertige, handgefertigte Teppiche wiedererlangt. Die einst positive Wirkung der Zentralisierung in Kathmandu stellt inzwischen jedoch eine Herausforderung für die Branche dar. Überbevölkerung und die hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt haben viele Arbeiterinnen und Arbeiter dazu veranlasst, auf der Suche nach Arbeit wegzuziehen. Dies führte zu einem Verlust handwerklicher Fähigkeiten und einem kritischen Mangel an Fachkräften. Die Arbeit bleibt unterreguliert und wird nicht angemessen wertgeschätzt.
Label STEP in Nepal
STEP ist seit 1997 in Nepal tätig, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die Fähigkeiten der Knüpferinnen und Knüpfer zu stärken und eine nachhaltige sowie gerechte Teppichindustrie zu fördern. Durch regelmäßige Evaluierungen wird die Einhaltung der STEP-Standards sichergestellt, während das Bildungsprogramm „Weaver Empowerment“ Tausende von Knüpferinnen und Arbeitern erreicht hat. Dieses Programm unterstützt sie dabei, nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Familien nachhaltig zu stärken.
In Zusammenarbeit mit Branchenverbänden und Gewerkschaften hat STEP dazu beigetragen, arbeitsrechtliche Vorschriften speziell für die Teppichindustrie zu entwerfen und einzureichen, mit dem Ziel, die Branche zu stabilisieren und deren Nachhaltigkeit zu fördern. Viele der neuen gesetzlichen Regelungen für Teppichknüpferinnen und -knüpfer in Nepal gehen auf diese Initiative zurück.
2019 startete STEP gemeinsam mit dem von UKaid finanzierten „Skills for Employment Program“ das erfolgreiche Projekt „Artisan Villages“. Ziel des Projekts ist der Aufbau eines sicheren und verlässlichen Netzwerks von Arbeitsplätzen in ländlichen Bezirken Nepals. Seitdem wurden über sieben hochmoderne Werkstätten eingerichtet, mehr als 500 lokale Knüpferinnen ausgebildet und über 1.500 neue Arbeitsplätze geschaffen.
2022 beteiligte sich STEP an einem Projekt zur Wiederbelebung der Palpali Dhaka-Industrie, einer handgewebten Textiltradition, die ein starkes Symbol der nationalen Identität Nepals darstellt und bei jeder bedeutenden kulturellen Zeremonie eine Rolle spielt. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Umsetzung von Fair-Trade-Praktiken half STEP bei der Entwicklung von Leitlinien, um die Bedürfnisse der Dhaka-Industrie zu erfüllen. Ziel war es, eine widerstandsfähige, qualifizierte und motivierte Handwerkerbasis sowie eine nachhaltige Industrie zu fördern.